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Dave in Freiburg 01. Mai 2016

 

Konzert-Review | Dave Nachmanoff | 1. Mai 2016


Es ist genau 13:21 als am Samstag, dem 30. April 2016, das Telefon klingelt. Ein kurzer Blick auf das Display zeigt eine mir unbekannte Handy-Nummer. Ungewöhnlich, wer ruft samstags um diese Zeit im Büro an? Ich gehe dran und habe … Dave am Apparat. Ich habe richtig gehört, Dave Nachmanoff meldet sich. Zum Glück gibt es im Büro keine Überwachungskamera – mein Gesicht möchte ich in diesem Moment gar nicht gesehen haben.

Dave Nachmanoff (www.davidnach.com), so ganz nebenbei Doktor der Philosophie, ist seit Jahren erfolgreich als Liedermacher unterwegs und begleitet als Sideman Al Stewart regelmäßig via Gitarre, Piano und Gesang. Als Mitbegründer der deutschsprachigen Al Stewart-Webseite www.alstewart.de ist mir Dave natürlich nicht nur durch seine Mitarbeit an der Al-Stewart-CD "Uncorked" bekannt. Ich hatte auch vor einigen Jahren das Vergnügen, ihn live und in Farbe bei einem Konzert in Ludwigsburg zu erleben. Das Treffen nach dem Konzert mit ihm und Al ist mir noch gut in Erinnerung, zwei so sympathische Musiker ohne jegliche Starallüren sind eher rar. Und zu guter Letzt haben meine alstewart.de-Mitstreiter Martin, René und Dieter immer wieder von Dave geschwärmt - sie hatten ihn bereits mehrfach live gesehen. René (www.eingeklammert.de) bekam sogar von Dave ein Lied für eines seiner Hörspiele zur Verfügung gestellt.

 

Doch warum habe ausgerechnet ich Dave am Telefon? Am 1. Mai findet in der "Red Carpet Stage" (www.facebook.com/redcarpetstage) ein Konzert mit Dave statt. Er ist momentan in Europa auf Tour und präsentiert seine neue CD "Spinoza's Dream". Auf der CD spielen viele Musiker mit, die seinerzeit bei Al Stewarts "Year of the Cat" im Einsatz waren: Angefangen von Peter White über Stuart Elliott, Al Stewart selbst bis hin zu Tim Renwick sind alle vereint. Die Charaktere der Musiker sind deutlich herauszuhören, das Ganze gibt einen fantastischen, sehr vertrauten runden Sound. Spinoza's Dream gehört aus dem Stand heraus zu meinen Lieblings-CDs. Chapeau!

 

Als Einzelkämpfer hat Dave wie jeder Musiker das Problem, seine neue CD bekannt zu machen. Seine Lösung: Er startete im Herbst 2015 eine Kickstarter-Aktion, um Geld für die Promotion-Arbeit einzusammeln. Je nach Finanzierungsbetrag bot Dave die unterschiedlichsten Belohnungen an. Angefangen von der signierten CD bis hin zum Hauskonzert mit kompletter Band war alles möglich. Das entsprechende Budget des Unterstützers vorausgesetzt.

 

Kurz vor dem Ende der Kickstarter-Aktion habe auch ich von der Aktion erfahren (hätte es ja mal früher auf www.alstewart.de nachlesen können, Martin hatte ja frühzeitig darüber berichtet …) und mich sofort entschlossen, Dave zu unterstützen. Als Belohnung hatte ich eine signierte CD und eine Songwriter-Lesson via Skype ausgesucht.

 

Nach Ablauf der Kickstarter-Aktion meldete sich Dave per E-Mail, um sein Versprechen einzulösen. Nach ein paar E-Mails war klar: Die Songwriter-Lesson wird im Rahmen seines Konzerts am 1. Mai erfolgen. Nach dem Telefonat am 30. April steht nun auch Ort und Uhrzeit fest, und ich bin schon sehr gespannt, was mich erwartet.

 



Pünktlich um 15.00 stehe ich vor der Red Carpet Stage. Reichlich nervös und versucht, mir nichts anmerken zu lassen. Christoph, der Veranstalter begrüßt mich und da ist auch schon Dave. Der mich gleich zum Piano entführt und loslegt. Um es kurz zu machen: Jeder der mal versucht hat eigene Lieder zu schreiben, sollte sich einen solchen Termin mit Dave gönnen. Der Mann ist der Hammer, wie er mich in die Feinheiten des Songschreibens einweiht, nebenbei Lyrics zum meiner Musik textet und die passenden Übergänge aus dem Hut zaubert. Ich nutze die Gunst der Stunde und frage ganz viel nach, wie er selbst vorgeht, wie bei der Aufnahme von "Spinoza's Dream" die einzelnen Instrumente dazu kamen und vieles, vieles mehr. Unnötig zu sagen, dass die Stunde viel zu schnell vorbei ist.

 

Dave zieht sich zurück, um sich für das Konzert vorzubereiten, das um 18.00 beginnt. Eine dreiviertel Stunde zuvor steht Dave schon in den Startlöchern, begrüßt jeden Gast persönlich, merkt sich dabei gleich den Namen und spricht anschließend alle mit Namen an. Ein Phänomen - zumal er sich die Namen merkt und auch nach Monaten und Jahren noch parat hat.

 


 

Kurz nach 18.00 geht es dann los und Dave betritt die Bühne. Nach einem fetzigen „Square Peg Blues“ kommt beim üblichen Statistikteil am Anfang seiner Konzerte heraus, dass die meisten Besucher Dave zum ersten Mal hören. Aber garantiert nicht zum letzten Mal, denn die beiden Sets vergehen wie im Flug und begeistern restlos jeden, der den Weg in die Red Carpet Stage gefunden hat. Ein besonderes Highlight für mich: Beim Gespräch vor dem Konzert hatten wir uns über seine neue CD unterhalten und ich mein Lieblingslied "The Painter" erwähnt. Dave hat daraufhin kurzerhand sein Programm geändert und spielt "The Painter" gleich am Anfang des zweiten Sets mit seiner Begleiterin Anne Burghard. Nicht jedoch bevor Anne als Solistin zum Einsatz kommt und die Entstehungsgeschichte zu "The Painter" erklärt. Wow, was für ein Abend!

 



Bei den Zugaben ist Dave wie gewohnt großzügig, zum Schluss kommt mit "Carol" sogar eines meiner Lieblingslieder von Al Stewart von der LP "Modern Times" zum Einsatz – der ersten der drei LPs von Al, die von Alan Parsons produziert wurden. Dave kündigt an, später noch eine Jam-Session zu machen, was für mich leider nicht mehr in Frage kommt. Manchmal gibt es so etwas wie Arbeit, die am nächsten Tag auf mich wartet. Muss mich also notgedrungen von allen verabschieden und auf den Heimweg machen.

 

Jetzt ist Montagnachmittag, ich sitze am PC, schreibe diesen Text und überlege schon die ganze Zeit, wie ich meine aktuellen Termine verschieben kann, um Dave nochmals zu hören …

 

Wer Dave bislang noch nicht live erlebt hat, nix wie ran an den Terminkalender und die verbleibenden Termine nutzen: http://www.davidnach.com/tour/

 

Markus Hahner