Aschaffenburg, 28.10.2008
SETLISTE
Flying Sorcery
Eisenhower Years
Broadway Hotel
Night Train To Munich
Song On The Radio
On The Border
PAUSE
You Don't Even Know Me
Warren Harding
A Man For All Seasons
Angry Bird
In Brooklyn/A Small Fruit Song
Midas Shadow
Year Of The Cat
ZUGABE
Carol
End Of The Day
KONZERTBERICHT
Nachdem die Fahrt doch etwas länger gedauert hatte als geplant, kamen wir gegen 19:40 Uhr im Colos-Saal in Aschaffenburg an. Wir, das heißt ich und mein Bekannter Michael, der Al Stewart bisher nicht kannte.
Pünktlich um 20 Uhr begann die Vorstellung zunächst mit 3 Solo-Stücken von Dave Nachmanoff. Dave war an diesem Tag in ochform, sowohl was sein Gitarrenspiel als auch seinen Gesang betraf. Besonders beim 3. Stück "El Nino", einem absoluten Ohrwurm, brachte er das Publikum bereits zum Mitsingen. Als dann Al auf die Bühne kam, hatte sich der Veranstalter etwas Besonderes einfallen lassen: Die beiden Musiker wurden von Nebelschwaden aus Trockeneis eingehüllt. Al war davon allerdings nicht sehr begeistert und sagte, hier treten nicht Metallica auf, sondern er, und in seinem Alter brauche er so etwas nicht mehr. Wie erwartet starteten die beiden mit "House Of Clocks" und dem Klassiker "Flying Sorcery", beide dem fachkundigen Publikum offensichtlich gut bekannt. Anschließend stellte Al sein neues Album vor und spielte daraus "A Child's View Of The Eisenhower Years". Zugegebenermaßen habe er zwar keine Ahnung von der Thematik, da er in England aufgewachsen sei, was ihn aber nicht daran gehindert hätte, dieses Lied zu komponieren.
Meiner Erinnerung nach hat Al bei jedem seiner Konzerte, die ich im Laufe der Jahrzehnte besucht habe, "Broadway Hotel" gespielt. So auch diesmal, und wie fast immer mit einem Menuett als Intro und Outtro. Anschließend gab es "Night Train To Munich", ein Stück, das er in Anlehnung an Django Reinhard komponiert hat und bei dem Dave seine ganze Kunst auf der Gitarre zeigen konnte. Der nächste Titel war die größte Überraschung des Abends: "Song On The Radio", ein Stück, das Al seit Jahrzehnten nicht mehr gespielt hat, weil er ihn nicht mochte, was er auch jedesmal bei entsprechenden Zurufen aus dem Publikum zum Ausdruck brachte. Das Original wurde mit vielen Saxophon-Parts aufgenommen, und Dave und Al hatten das Stück einige Tage zuvor spaßeshalber akkustisch geprobt. Das hätte ganz gut geklappt, und deshalb würden wir heute Abend quasi eine Premiere erleben. Hier muss ich allerdings anfügen, dass mir das Original doch um einiges lieber ist. Nichtsdestotrotz war es natürlich hochinteressant, auch einmal eine solche Version zu hören. Nach dem allseits bekannten "On The Border", das das Publikum begeistert aufnahm, gab es eine 20-minütige Pause.
In der Pause traf ich Dave Nachmanoff am CD-Stand. Zu meiner Überraschung erkannte er mich wieder, sprach mich mit meinem Namen an und begrüßte mich sehr herzlich. Er erkundigte sich auch gleich nach meiner Frau und unserem Sohn, an die er sich ebenfalls noch erinnerte. Als ich sagte, dass sie dieses Jahr nicht mitkämen meinte er, das wäre bei seiner Frau das Gleiche. Sie würde auch lieber zuhause bei den Kindern bleiben. Dave freute sich sehr, als ich ihm sagte, dass wir uns voraussichtlich noch bei drei weiteren Konzerten dieser Tour sehen werden.
Nach der Pause begann zunächst wieder Dave mit drei von seinen Stücken. Insbesondere "Grateful" und "A Thing Of Beauty" - nebenbei bemerkt meine beiden Lieblingsstücke von ihm - gelangen ganz hervorragend. So gut, dass Michael nach dem Konzert sagte, Dave habe ihn sogar mehr beeindruckt als Al. Anschließend kam Al wieder auf die Bühne und es ging weiter mit den Überraschungen, denn die folgenden drei Titel hatte Al ebenfalls seit über 30 Jahren nicht mehr gespielt: "You Don't Even Know Me", ein Klassiker aus dem Album "Orange", etwas rockiger vorgetragen als das Original. Danach zwei Stücke über bekannte Politiker: "Warren Harding" (amerikanischer Präsident in den 20er Jahren) und "A Man For All Seasons", das von Heinrich VIII handelt. Im Anschluss daran verkündete Al, dass er bei jedem Konzert mehrere Songs austauschen würde, damit nicht ein Konzert sei wie das andere. Schließlich hätten sie etwa 400 Lieder im Repertoire und es solle nicht nur für ihn keine Langeweile aufkommen, sondern auch für die Fans, die mehrere seiner Konzerte besuchten.
Weiter ging es wieder mit einem Song aus dem neuen Album "Sparks Of Ancient Light", nämlich "Angry Bird". Al erklärte ausführlich den textlichen Inhalt des Stücks, und so konnte ich damit deutlich mehr anfangen als zuvor beim bloßen CD-Hören. Danach spielten Al und Dave zwei sehr alte Stücke, "Clifton In The Rain", kombiniert mit "A Small Fruit Song". Im Anschluss daran gab es "aus aktuellem Anlass" den vierten Klassiker aus dem Album "Year Of The Cat", "Midas Shadow". Den Abschluss vor der Zugabe bildete dann das Titelstück aus besagtem Album, bei dem fast das gesamte Publikum mitsang.
Frenetisch forderten die begeisterten Zuhörer dann eine Zugabe. Al sagte, sie spielten jetzt einen Titel aus dem Album "Modern Times", und es folgte "Carol". Dave und Al holten noch mehr aus dem Stück heraus als auf der ohnehin schon sehr guten Albumversion. Wie schon seit Jahren beendete dann als allerletzte Zugabe "End Of The Day", der Schlusstrack aus dem Album "Time Passages", das Konzert. Laut Al das langsamste Stück, das er kenne.
Alles in allem war das Konzert in Aschaffenburg ein unvergesslicher und gelungener Abend. Auch wenn ich erst nach Mitternacht heimkam und mir das Aufstehen am nächsten Morgen um 6 Uhr doch recht schwer fiel. Zum Glück sind die anderen Konzerte, die ich noch besuchen werde, alle am Wochenende.
Dieter Weber