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Die 90er Jahre

Zwei Meisterwerke, aber kein Comeback


1990
    
Anfang der 90er Jahre arbeitet Al an zwei Projekten der Gruppe „Windows“ mit. Diese Gruppe besteht u.a. aus Peter White und Skipper Wise. Auf den CDs „Blue September“ und „French Laundry“ singt Al die Titeltracks und wird im Booklet als Co-Autor genannt.

1991
    
Im April veröffentlicht EMI die Best Of-Zusammenstellung CHRONICLES. Gleichzeitig unternimmt Al, zum ersten Mal seit 15 Jahren, wieder eine umfangreiche UK-Tournee.
Er arbeitet außerdem an Songs für ein neues Album, in einem Interview fallen Titel wie „In the dark“, „Trains“ und „Charlotte Corday“. Zu letzterem hat Tori Amos die Melodie geschrieben.

1992 
   
Nach und nach erscheint Al’s Gesamtwerk jetzt auf CD. Im Februar gibt es sogar eine neue Veröffentlichung: RHYMES IN ROOMS konserviert Al’s Tourneen mit Peter White, die ihn quer durch Amerika und sogar bis nach Japan geführt haben. Anders als die „Indian Summer“-Live-LP bietet „Rhymes in Rooms“ gründlich umgearbeitete Unplugged-Versionen von Al’s Klassikern.

1993  
 
Ein produktives Jahr: Im Oktober erblickt endlich FAMOUS LAST WORDS das Licht der Welt. Befreundete Musiker wie Peter White, Andrew Powell und Peter Wood haben daran mitgearbeitet. (Wood stirbt noch im selben Jahr, das Album ist seinem Andenken gewidmet.)
Viele der Demos, an denen Al in den letzten Jahren gefeilt hat, sind auf der fertigen CD nun doch nicht enthalten – zum Beispiel „In the dark“, „Life after death“ und eine zweite Tori Amos-Komposition mit dem Titel „Dreaming“. Dafür klingt das Album perfekt wie kein zweites, es befaßt sich mit geschichtlichen Themen (wie es die Fans erwarten) und bietet trotzdem gutgelaunte Ohrwürmer. In Deutschland wird „Don’t forget me“ als Single ausgekoppelt.
Noch heute fällt dieses Album durch seine Energie und Lebensfreude auf. Zweifellos hängt das damit zusammen, daß Al kurz zuvor geheiratet hat...
Nur eines stimmt bedenklich: Wie ist der Titel „Famous Last Words“ gemeint? Wegen des finanziellen Flops von „Last Days of the Century“ geht Al Anfang der 90er Jahre tatsächlich davon aus, daß dieses Album sein Schwanengesang bleiben wird...
Gleichzeitig mit „Famous Last Words“ erscheint die Doppel-CD TO WHOM IT MAY CONCERN, auf der die ersten drei Alben (inklusive der Single „The Elf“) versammelt sind.
Während EMI außerdem „Russians and Americans“ neu veröffentlicht (mit Bonus-Tracks), erscheint bei einem kleinen englischen Label noch die CD „Acoustic Routes“: Es handelt sich um den Soundtrack zu einem Dokumentarfilm über Bert Jansch und die Folk-Bewegung im London der 60er Jahre. Al erscheint hier als Gitarrist bei einem Duett mit Bert Jansch, die beiden spielen „Blues run the game“ von Jackson C. Frank.

1994

Auch „Famous Last Words“ hat leider nicht den erhofften Erfolg gebracht. Dennoch geben die Gründung der ASML (Al Stewart Mailing List) und Al’s glückliches Familienleben genügend kreativen Auftrieb, um ein neues Projekt ins Auge zu fassen: Mit „Wings“-Gitarrist Laurence Juber als Produzent nimmt Al ein Konzeptalbum über die Zeit zwischen den Weltkriegen auf. Im Gegensatz zu „Famous Last Words“, wo Al mit einer Band zu hören war, soll dieses neue Album ihn wieder als Gitarristen in den Mittelpunkt stellen – „back to the roots“. Was sicher auch mit dem geringen Budget zusammenhängt: „Das Budget war so klein, daß wir gar nicht die Gelegenheit hatten, herumzusitzen, uns am Kopf zu kratzen und zu überlegen: Sollen wir für den nächsten Song den Chor der Roten Armee engagieren? Nein, wir haben’s einfach gespielt und sind dann zum nächsten Song übergegangen.“

1995 
   
BETWEEN THE WARS erscheint im Juni. Obwohl die CD ausgezeichnete Besprechungen erntet, sind die Verkaufszahlen mäßig. Al äußerte schon im Vorfeld Bedenken, ob es einen Markt für Musik dieser Art gibt: eine Mischung aus Pop und Swing, mit einem Schuß Jazz – und Songs, die von Dorothy Parker, Churchill und Stalin erzählen... „Between the Wars“ ist ein weiteres verkanntes Meisterwerk, das auf seine Entdeckung durch eine breite Öffentlichkeit wartet.

1996  
 
Als Dankeschön an seine loyale Fangemeinde veröffentlicht Al eine Sammlung von Demos und Outtakes, die streng limitiert und nicht im freien Handel erhältlich ist: SEEMED LIKE A GOOD IDEA AT THE TIME. So kommen Songs wie „Coldest Winter in Memory“, „In the Dark“ oder der (oft live gespielte, aber nie als Studio-Track aufgenommene) „Bear Farmers of Birnam“ doch noch ans Licht.
Zusammen mit Laurence Juber absolviert Al eine erfolgreiche Holland-Tournee.

1997

Auch die Plattenfirma „Mesa“ (die „Famous Last Words“ und „Between the Wars“ veröffentlichte) schließt leider ihre Pforten. Das scheint vorerst alle Hoffnungen auf neue CD’s zunichte zu machen.
Immerhin bringt EMI, rechtzeitig zu einer weiteren umfangreichen England-Tournee, „24 Carrots“, „Last days of the Century“ und die Live-Aufnahmen von „Indian Summer“ (unter dem Titel „Live at the Roxy“) wieder auf den Markt.

1998  
 
Al erscheint auf der CD „The Greatest Show on earth“ (von Martin Darvill & Friends). Er singt und spielt Gitarre.
Während das alte Jahrtausend langsam zu Ende geht, bestätigt Al sich in seinem Ruf als Kenner erlesener Weine (bekommt sogar von einigen Weinbauern und Verbänden Auszeichnungen verliehen) und kümmert sich ansonsten um seine Familie: Er ist jetzt dreifacher Vater.

1999

Al absolviert Auftritte in England und Amerika – meist solo, gelegentlich auch mit Laurence Juber, Paul Robinson, Dave Nachmanoff oder Jim Capaldi. Er spielt akustische Sets in Clubs mit persönlicher Atmosphäre – ein großer Kontrast zu seinen Band-Auftritten der Siebziger. Doch die Fans lieben es so, und auch Al scheint den unmittelbaren Kontakt zum Publikum zu genießen.