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Jackson C Frank: The Clear Hard Light of Genius

Buch-Besprechung:

Jackson C Frank: The Clear Hard Light of Genius“ von Jim Abbott

Ausgerechnet ein Exemplar von „Year of the Cat“ brachte die Geschichte ins Rollen, Mitte der 80er in einem Plattenladen in Woodstock: „For Jackson“, stand handschriftlich auf dem Cover, darunter die Signatur von Al Stewart mit der Bemerkung: „The Blues Run The Game“. Das weckte die Neugier von Jim Abbott, dem die abgegriffene Scheibe in die Hände fiel. Dieser Jackson, verriet ihm der Plattenhändler, sei ein Obdachloser aus der Gegend – früher sei er mal berühmt gewesen, aber jetzt lebe er von der Hand in den Mund. Die Platte habe er gegen Essen eingetauscht.

Abbott machte sich auf die Suche. Aber es sollte volle zehn Jahre dauern, bevor er Jackson C. Frank fand. In der Zwischenzeit versuchte Jim Abbott, die Geschichte des verschollenen Sängers zu rekonstruieren. Was die rätselhafte Widmung bedeutete, erfuhr er durch John Renbourn: „Blues Run The Game“ – so hieß Jacksons bekanntestes Lied. Wie sich nun herausstellte, hatte der Obdachlose aus Woodstock sogar mal eine Platte aufgenommen, war in der Royal Albert Hall aufgetreten – vor langer Zeit, 1965 in London … 

Jahrelang hat Jim Abbott gesucht und gesammelt, unermüdlich, bis das Mosaik nahezu komplett war. Sein Buch ist ungemein spannend zu lesen – ein journalistisches Meisterstück, aber auch literarisch ein großer Wurf. Vor allem, weil Jim Abbott das Kunststück gelingt, nicht die offenkundige Tragik dieses Lebens in den Vordergund zu stellen, sondern die wunderbaren Lieder und Texte, so wenige es auch sein mögen, die Jackson C. Frank diesem Leben abgerungen hat.

Besonders ausführlich kommt Al Stewart zu Wort. Mitte der Sechziger war er mit Jackson befreundet, hat offenbar bis in die späten Siebziger hinein versucht, den Kontakt zu halten, als Jackson den Kampf gegen seine Dämonen längst verloren hatte. Stewart erinnert sich, wie sie anfangs, jung und unbekannt, alle unter einem Dach lebten, Jackson und er – und auch Paul Simon. Sehr schade, dass Paul Simon jegliche Interview-Anfragen für dieses Buch abgelehnt hat.

Das Buch „The Clear Hard Light of Genius“ ist bei „Ba Da Bing Records“ als Softcover erschienen und derzeit leider nur als Import aus den USA (in englischer Sprache) erhältlich. Wer die einzige zu Lebzeiten erschienene Platte von Jackson C. Frank bereits kennt, wird jede Zeile dieses Buches verschlingen. Und wer die Platte noch nicht kennt, sollte direkt mal reinhören.


René Klammer