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Dave in Bonn, 03.10.2013


Fast wie ein Familientreffen:
Dave Nachmanoff am 03.10.2013 in Bonn



Ziemlich weit vorne sitzt Emilia. Sie macht Dave darauf aufmerksam, wenn er zwischen den Songs zuviel redet und bei den temporeichen Nummern ist sie die erste, die mitklatscht. Dave hat großen Spaß an ihren Zwischenrufen – Emilia ist gerade mal ein Jahr alt.


 
Dave Nachmanoff in der Bonner „Harmonie“: Das ist eher ein Familientreffen als ein Konzert. Den ganzen Abend ist Dave für seine Fans da – vor dem Konzert, nach dem Konzert und selbstverständlich auch in der Pause. Er signiert, posiert für Fotos, beantwortet jede Frage und schüttelt unzählige Hände. Er erkundigt sich, ob die Bonner auch Kölsch trinken, wobei er mit dem Wort „Kölsch“ ein wenig zu kämpfen hat. Dave hat ein Bombengedächtnis: Er scheint fast jeden persönlich zu kennen, der jemals eins seiner Deutschland-Konzerte besucht hat. Obwohl sein letzter Besuch volle fünf Jahre her ist. Und das Schönste: Er hat einen Riesenspaß dabei. „Als nächstes gehe ich mit Al Stewart auf England-Tournee, aber ich werde in den ganzen zwei Wochen in England nicht so viel Spaß haben wie heute Abend in Bonn.“ Dave Nachmanoff gehört zu den Künstlern, denen man solche Schmeicheleien tatsächlich glaubt.





Aber Dave Nachmanoff ist nicht nur ein begnadeter Entertainer, sondern auch ein erstklassiger Pianist und Gitarrist: Wer ihn bislang nur als Begleitung von Al Stewart kannte, erlebt heute Abend eine angenehme Überraschung. 9 Alben mit eigenen Kompositionen hat er in den letzten 15 Jahren veröffentlicht – entsprechend vielseitig ist sein Repertoire. Er beginnt, wie immer, mit „Square Peg In A Round Hole Blues“. Danach dürfen erstmal Wünsche geäußert werden, weil Dave seine Setlist in der Garderobe vergessen hat. Zwar flitzt jemand los, um den Zettel zu holen, aber die Schrift ist zu klein – ohne Brille kann er das nicht entziffern. „Ich hab nie behauptet, ich sei das schärfste Werkzeug im Schuppen“, juxt er.


Gutgelaunte Popsongs („Not What I Expected“) wechseln sich ab mit eher nachdenklichen Stücken („In Sickness And In Health“), zwischendurch gibt es auch mal ein Instrumentalstück und gegen Ende sogar einen Gospelsong. („Wenn ihr nicht mitklatschen und mitsingen wollt, ist das völlig in Ordnung – solange ihr zwischendurch Halleluja ruft!“) Dave erfüllt seinen deutschen Freunden viele Wünsche und die Stimmung ist großartig: „Kauft möglichst viele CDs“, bittet er, „denn wenn ich die alle wieder mit nach Hause nehme, denkt meine Frau, ich hab hier bloß Urlaub gemacht.“ Um ihr das Gegenteil zu beweisen, knipst er mitten im Konzert sogar ein paar Beweisfotos.


Nach über zwei Stunden will man ihn noch immer nicht gehen lassen. Das Saal-Licht ist schon wieder an, die Bühnenscheinwerfer längst dunkel – aber der Applaus hört einfach nicht auf. Da kommt Dave tatsächlich zu einer weiteren Zugabe zurück. „Ich verletzte hier eine wichtige Regel: Man soll ja eigentlich gehen, solange die Leute noch nicht genug haben.“ Als allerletztes Stück des Abends spielt Dave dann das bekannteste Lied seines Mentors: „Year Of The Cat“ – eine Verbeugung vor dem Mann, den Dave auch gerne mitgebracht hätte, der aber momentan keine Lust auf eine Europa-Tournee hat. („Aber ich werde weiter versuchen, ihn zu überreden“, verspricht Dave.)

Rund 80 Gäste haben in der „Harmonie“ einen unvergesslichen Abend erlebt. Sogar Emilia ist noch wach und lässt sich die Gelegenheit zu einem Souvenirfoto mit Dave nicht entgehen.